Leinezeitung 27.08.2001

Heckenschützen lassen Worte hageln
Joint@venture in Harlekin

Steffen P. und Walter F., alias die Heckenschützen, streiten. Walter mosert, Steffens Schlampigkeit überschatte das gemeinsame Leben in der Wohngemeinschaft. Doch wenn die Heckenschützen zanken, dann knallt es nicht, sondern es hagelt Worte - so lange, bis die beiden Kabarettisten schließlich wieder auf einen Nenner kommen. Das Publikum spürt es genau: eigentlich sind die Heckenschützen auf Harmonie aus.

Ein halbes Jahr hatten P. und F. am neuen Programm Joint@venture gearbeitet, im Harlekin gaben sie die Premiere. In kleinen Szenen ließen sie das Publikum an ihrem Alltag teilhaben, erklären Zusammenhänge des Weltgeschehens und landen thematisch wieder in den eigenen vier Wänden.

Der Wortwitz der Heckenschützen saß. Das Publikum, einmal eingestimmt, kam aus dem Lachen kaum mehr heraus. Immer wieder überraschten P. und F.: mal sangen sie, setzten hessischen Akzent ein.

Politik Medien, Religion oder persönliche Schieflagen - die Heckenschützen machten vor nichts halt. Ihre Fantasie blühte dabei so auf, dass P. und F. sich vor den eigenen Ideen erschreckten, sehr zur Freude des Publikums. „Ich brauch' keine Drogen, ich will die Bühne, den Applaus", bekannten sie am Ende des Programms.
ho

Cellesche Zeitung 01.04.2002

Frauen und andere widrige Umstände
"Die Heckenschützen" in Kunst & Bühne

Celle. Mit einem breit gefächerten, spritzigen Programm präsentierte sich das Kabarett-Duo "Die Heckenschützen" aus Hannover in Kunst & Bühne. Vor fast vollem Haus machten sie sich über Spitzenpolitiker ebenso her wie über die alltäglichen Probleme in einer Wohngemeinschaft.

In ihrem Programm leben die Kabarettisten Steffen P. und Walter F. in einer Wohngemeinschaft. Fragen der alltäglichen Sauberkeit werden ebenso debattiert die "große" Politik. Der eine ist Mathematikstudent, der andere "Junior Management Assistant Director" - früher nannte man das Bürokaufmann.
Und so brabbelte Steffen Palm herzerfrischend in Management-Denglisch über seine Karrierepläne, seine Qualifikationen und seinen Marktwert, den es zu verbessern gelte. Der andere blieb skeptisch: "Das ist doch wie in der Formel I: Nur, wenn Du Dich im Kreis drehst, kommst Du voran!"

Bundestagspräsident Thierse, der "Alm-Öhi aus Berlin Tegel", habe eine Erhöhung der Abgeordneten-Diäten gefordert, um die Empfänglichkeit der Politiker für Korruption zu senken. Und so wurde in feinsinnigen Wortspielen der Frage nachgegangen, ob denn dadurch die "Empfänglichkeit" erhöht oder gesenkt werde.

Beim anschließenden "Politiker-Quiz" bekam vor allem Angela Merkel ("Das leere Gesicht") den Spott ab, die Politikerin scheint zurzeit ohnehin ein beliebtes Opfer der deutschen Kabarettisten zu sein: "Eine Dame werde ich nie!", sang der als Merkel kostümierte Walter F.: "Ich trage lieber Mamas Sachen auf."

Dann drehten die beiden Künstler erst richtig auf: Es sei doch komisch, dass die meisten Schauspielerinnen gut aussähen, während man das von den Spitzenpolitikerinnen kaum sagen könne. Da kam es natürlich zum Widerspruch beim weiblichen Publikum ("Und was ist mit den Männern!?"), aber dann führten sie ihren Gedanken fort: Ob man die Politikverdrossenheit der Jugendlichen nicht abbauen könne, in dem man attraktive Stars für die Politik verpflichte. So komme die Politik doch in die Jugend-Sender MTV und Viva.

Aber angesichts der Gefahr, die heutigen Politikerinnen könnten in Berufe abwandern, "für die sie eigentlich nicht geeignet seien", ob als "Päpstin" oder gar als Bundesliga-Trainerin, schienen sie von ihrer Idee doch nicht mehr so überzeugt zu sein. Das Publikum jedoch hatte offensichtliches Vergnügen an dieser verwinkelten Glosse, zumal diese Herren bei ihrer Unfähigkeit, Alltagsfragen zu lösen, auch männliche Klischees bedienten:
Eine Frau in einer WG verhindere doch, dass Mann im Feinripp-Unterhemd popelnd Fußball gucken könne. Andererseits stelle sich angesichts einer verdreckten Küche doch ernsthaft die Frage, ob man nicht doch eine Frau in die Wohngemeinschaft aufnehmen solle, "die die Arbeit in der Küche von selbst sieht."

Insgesamt boten "Die Heckenschützen" ein kurzweiliges, überzeugend gespieltes Programm, das vom Kalauer über Wortspiele bis zur politischen Satire alles das enthielt, womit die Freunde des Kabaretts rechnen müssen.
Peter Bierschwale, Celle,01.04.02